Das war's mit Superlevel (für dieses Jahr)
Im November 2020 erschienen auf dieser Webseite die ersten neuen Artikel seit drei Jahren – eine Reportage über das Browserspiel und Internetphänomen Blaseball und das Portrait des Videospiel-Musikers Mikel. Zwei Jahre später sind es 70 Texte, die ohne diesen Neustart des ehemaligen Blogs Superlevel vielleicht nie entstanden wären.
Es sind persönliche Portraits von Spieleentwickler*innen und Communities, Berichte über die Probleme unseres Lieblingshobbys und ungewöhnliche Perspektiven auf Spiele, die selbst Fans noch überraschen können. Zwei Jahre mit 70 Artikeln von 21 Autor*innen, so vielfältig wie Videospiele selbst.
Auch 2022 bedeutete das wieder viel Arbeit. Bezahlte von unseren Autor*innen ebenso wie unbezahlte von unserem Redaktions-Team hinter den Kulissen. Deshalb beginnt dieser Jahresrück- und Ausblick mit einem Thema, das zu oft tabu ist.
Lasst uns über Geld reden
Superlevel finanziert sich über die monatlichen Beiträge unserer Mitglieder in Höhe von 3 Euro (und einigen höheren Fördermitgliedschaften). Wir zahlen für jeden Text ein Honorar von 100 Euro (bzw. 107 bei Autor*innen die Umsatzsteuer auf ihren Rechnungen ausweisen).
Im Jahr 2022 hat Superlevel 2335,37 Euro an Mitgliedsbeiträgen sowie 48,40 Euro an Einzelüberweisungen erhalten. Fast die gesamte Summe ist in Honorare unserer Autor*innen geflossen. Stand heute sind das 1828 Euro (und zwei noch ausstehende Rechnungen) für 20 Texte.
Seit dem Neustart von Superlevel im November 2020 belaufen sich unsere gesamten Mitgliedsbeiträge auf 3830,33 Euro. (Danke!) Hier gilt das selbe: Fast das gesamte Geld ging in Autor*innen-Honorare: 3435 Euro bis jetzt.
Dazu kommen ein paar Betriebskosten für den Server dieser Webseite, den Mailing-Dienstleister unseres Newsletters und ein bezahltes E-Mail-Postfach, die sich in zwei Jahren knapp über 200 Euro belaufen. Und da ist nicht mal alles drin. Unser neues Artwork von Daniel Puiggrós haben wir aus eigener Tasche bezahlt.
Wir, das sind die beiden leitenden Redakteure von Superlevel, Florian und Daniel, übernehmen neben eigenen Texten (mittlerweile 34) auch Redigat und Lektorat – komplett unbezahlt. Kein einziger Euro aus den Mitgliedsbeiträgen ist jemals direkt an uns beide gegangen.
Diese Artikel hätte es 2022 ohne Superlevel nicht gegeben
Das erste Honorar des Jahres 2022 ging dafür an Nina Kiel. Nina schrieb darüber, wie die Darstellung von Sex Gefahr läuft, aus dem Spiele-Mainstream verdrängt zu werden, just in dem Moment, wo er dort angekommen schien.
Lea Irion ist anerkannte Pokémon-Expertin – also genau die richtige Frau, um die Hintergründe des Retro-Pixel-Art-Fan-Remake-Trends zu erkunden. Außerdem eröffnete sie das Jahr mit einem Bericht über das NFT-Spiel Axie Infinity. Ein Trend, der schnell verblasste, aber die erste Jahreshälfte bestimmte.
Apropos Pokémon: Auch Benedikt Wenck tauchte 2022 wieder auf Superlevel auf, nachdem er mit Influencer*innen des Augmented-Reality-Hits Pokémon Go über ihre ungewöhnliche Arbeit sprach.
2022 zum ersten Mal bei uns zu lesen war Johannes Teschner mit einem Artikel über den ultimativen Retro-Trend: Musiker*innen, die ihre Alben auf GameBoy-Modulen veröffentlichen.
Nele Wobker hat zwei sehr unterschiedliche Indie-Entwickler*innen auf sehr persöhnliche Art portraitiert. Zum einen erklärte ihr Ethiklehrer Jonas Fisch, was ihn zu seinem düsteren Adventure über den Tod inspiriert hat. Mel Taylor sprach über ihre Zeit in Australien, die Rückkehr nach Deutschland und die Hintergründe ihres Spiels Blueberry.
Mittlerweile zu unseren Stamm-Autoren zählt Erik Körner, der 2022 gleich drei Artikel auf Superlevel veröffentlicht hat. So erklärte er, wieso Final Fantasy 14 nach einem völlig vermurksten Launch doch noch zum Hit wurde. Außerdem sprach er mit Rennspiel-Fans, die möglichst bunte digitale Sportwagen im Itasha-Look designen, und mit den Entwickler des Shooters Post Void über ihre Inspiration durch Francis-Bacon-Gemälde.
Treu geblieben ist sich David Albus, der endgültig zu unserem Spezialisten für Solo-Entwickler*innen wurde. Er schrieb über die unerwarteten Konsequenzen der simulierten Welt von Wildfire und wie sich Protodroid Delta von der Solarpunk-Bewegung inspirieren ließ.
Mit einer dreifachen Artikelserie konnten wir Nora Beyer in unserem Autor*innenteam willkommen heißen. Sie befasste sich mit der Darstellung der Graffiti-Kultur in Spielen, der Geschichte des Mountainbikings als interaktivem Sport und sprach mit einer von Angststörungen betroffenen Spielerin über ihr zwiegespaltenes Verhältnis zum Medium zwischen Therapie und Trigger.
Lara Keilbart war nicht nur zweimal bei Supercuts zu Gast, sondern schrieb auch einen Artikel über den Zustand der vielen Vielfalts-Initiativen in der Spielebranche. Den Sexismus in der analogen Rollenspiel-Szene erklärte hingegen Aurelia Brandenburg.
Der Einfluss von Spielen auf die echte Welt war auch auf anderen Ebenen Thema. Canberk Köktürk betrachtete Videospiele als Therapiemittel für körperliche Erkrankungen, Christina Kutscher fragte Entwickler*innen, wie Zocken das Bewusstsein für Umweltschutz stärken kann, und Anh-Thu Nguyen hat für Superlevel Berlin besucht – nicht die echte Hauptstadt, sondern die virtuelle Version in einem Tourismussimulator.
Ein paar weitere Dankeschöns
Diese Autor*innen haben für jeden dieser Texte ein Honorar von 100 Euro erhalten. Neben Lektorat und Redaktion haben auch Florian Zandt und Daniel Ziegener wieder unbezahlte Inhalte beigesteuert. Aber wir wollen uns nicht in den Vordergrund drängen – unsere Texte findet ihr auf den jeweiligen Autorenseiten.
Dass das alles möglich war, ist unseren zahlenden Mitgliedern zu verdanken, die Superlevel finanziell nicht nur unterstützen, sondern überhaupt erst möglich machen. Danke, dass ihr an unser Projekt glaubt und Spielejournalismus möglich macht, wie er anderswo kaum möglich ist.
Ein Dank geht außerdem an Golem.de, Alice Ruppert und ihren Blog The Mane Quest sowie die Print-Durchhalter GAIN, IGM und Gee, mit denen wir Artikel in die eine oder andere Richtung ausgetauscht haben.
Und zu guter Letzt geht ein besonderer Dank an Christian Eichler vom Filmpodcast Cuts, der in diesem Jahr acht Folgen unseres gemeinsamen Podcast-Formats Supercuts produziert hat.
Wie es mit Superlevel weitergehen wird
Wir sind 2022 mit einem durchaus ambitionierten Ziel gestartet: Jede Woche sollte ein Artikel erschienen. Das haben wir auch bis in den September durchgezogen. Ein Ergebnis, auf das wir mehr als stolz sind.
Dass wir finanziell heute mit etwas über 200 Euro einen leichten Puffer haben, ist einer leichten Winter-Flaute zu verdanken. Viele beauftragte Texte haben sich ins nächste Jahr verschoben, weil unseren Autor*innen zum Jahresende die Zeit fehlte. Davor waren wir den Großteil von 2022 im Minus – haben Honorare also aus eigener Tasche bezahlt.
Die Realität ist, dass diese Menge an tollen Inhalten nicht zu einem Wachstum unseres Projekts geführt hat – und damit nicht zu der Möglichkeit, mehr Autor*innen für mehr Texte mit mehr Geld zu bezahlen.
Auch die ehrenamtliche Redaktionsarbeit von Daniel und Florian ist neben unseren Festanstellungen an ihre Grenzen gestoßen. Wir haben einen hohen Anspruch an unsere Beiträge und arbeiten im Redigat eng mit den Autor*innen zusammen, um die bestmögliche Version ihrer Geschichten zu finden. Das geht weit über das Korrigieren von ein paar Tippfehlern hinaus.
Deshalb werden wir die Frequenz an Artikeln im kommenden Jahr wieder senken. Wir peilen zwei Beiträge im Monat an, um Superlevel finanziell, aber auch von der Belastung her nachhaltig gestalten zu können.
Mit exklusiven Inhalten für unsere Mitglieder werden wir weiter experimentieren. Weiterhin werden wir in Einzelfällen längere Versionen von Interviews für zahlende Unterstützer*innen veröffentlichen – etwa, wenn sie so spektakulär gut sind wie Erik Körners Gespräch mit den Machern von Post Void.
Unser gemeinsam mit dem Filmpodcast Cuts produziertes Format Supercuts wird sich neu erfinden – aber frühestens in einem Jahr. Davor fehlt auf beiden Seiten die Zeit. Vielleicht probieren wir uns aber dennoch mit ein paar kleineren Folgen aus, also abonniert gerne unseren momentan noch inaktiven Podcast-Feed.
So kannst du uns unterstützen
Ist das zu viel? Zu wenig? Genau richtig? Lasst es uns wissen, denn mit Feedback können wir daran arbeiten, Superlevel gemeinsam mit euch (ob gelegentliche Leser*in oder treues Mitglied) weiterzuentwickeln. Zum Beispiel in den Kommentaren unter diesem Beitrag oder per E-Mail.
Unsere wichtigste Social-Media-Plattform war stets Twitter. Dessen zunehmend unhaltbarer Zustand war Anlass, unsere gesamten Social-Media-Aktivitäten zu reflektieren. Ab 2023 werden wir unser Engagement insgesamt reduzieren. Automatisiert erscheinen neue Artikel weiterhin auf Twitter und Instagram, aber auch auf Facebook, Linkedin und neuerdings auch Reddit und Mastodon.
Auch auf dem Discord-Server von Florians Indiegame-Podcast Lost Levels wird es Updates geben.
Am besten ist natürlich, wenn ihr kostenlos unseren Newsletter abonniert – oder das Blog per RSS. Denn wenn 2022 eines gezeigt hat, dann, dass wir alle mit den Schöpfer*innen guter Inhalte direkt im Kontakt bleiben müssen, und uns nicht auf kommerzielle Netzwerke und Algorithmen verlassen dürfen.
Superlevel funktioniert nicht ohne Unterstützung
Wir lieben die Arbeit mit den Autor*innen von Superlevel und haben viele neue Facetten des Mediums Videospiel kennengelernt. Wir sind mehr als glücklich, diese Plattform weiterhin ehrenamtlich bereitstellen zu können.
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Wenn du eine Kreditkarte besitzt, ist der beste Weg aber, eine Mitgliedschaft direkt über unsere Website abzuschließen. Dank dem Zahlungsanbieter Stripe fallen fast alle Gebühren der Crowdfunding-Plattformen weg, die gerade bei unseren niedrigen Mitgliedschaftsbeiträgen ordentlich Budget wegfressen.
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Das Ziel von Superlevel ist es Spielejournalismus über die Themen zu machen, die gern als Nische abgetan werden. Deshalb laufen wir Gefahr, selbst in einer Nische zu verschwinden. Dabei geht es bei diesen Nischen um so viel mehr – um Mental Health und körperliche Gesundheit, Sex und Sexualität, um die Menschen, die Spiele machen, die manchmal erfolgreich und manchmal erfolglos sind, um den nächsten Trend, der zwischen Fortnite und Destiny noch gar nicht erkennbar ist.
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